Auenwaldzecke

WELT ONLINE WISSEN vom 20. Februar 2008, 14:09 Uhr (Auszug)

Gesundheit

Infizierte Zecken beißen inzwischen auch im Winter

Experten warnen: Wegen fehlender Frosttage drohen bereits jetzt Zeckenbisse. Die Blutsauger dringen mit rasanter Geschwindigkeit in neue Lebensräume vor. Jede dritte Zecke trägt inzwischen für Menschen gefährliche Borrelien in sich. Mit der Auwaldzecke breitet sich zudem eine neue Art in Deutschland aus.

Infizierte Zecken sind auf dem Vormarsch nach Norden, warnte die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Bonn. Damit steige für Menschen die Gefahr gefährlicher Infektionen wie Borreliose und die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME).

Mit der Auwaldzecke breitet sich zudem derzeit eine neue gefährliche Art in Deutschland aus: Diese kann beim Hund die Babesiose – die sogenannte Hundemalaria – übertragen. Die SDW-Experten raten dringend zu Vorsichtsmaßnahmen bei Aufenthalten in der Natur.

Zecken fallen laut SDW erst ab einer Temperatur unter sieben Grad in ihren Winterschlaf; fehlende Frosttage sorgen dafür, dass sie früher in Aktion treten und dass auch ihre Eier unbeschadet überleben. Damit steige die Gefahr eines Zeckenbisses bereits in dieser Jahreszeit: Inzwischen aber trage jede dritte Zecke Borrelien in sich, mit der Lyme-Borreliose übertragen wird.

Borreliose wird überall in Deutschland übertragen

Jährlich erkranken rund 50.000 Menschen in Deutschland an Lyme-Borreliose, die Nervensystem, Gelenke und Gewebe schädigt. „Wer glaubt, dass in seinem Umfeld keine Infektionsgefahr besteht, der täuscht sich, denn überall in Deutschland wird die Borreliose von Zecken übertragen“, erklärt Wolfgang von Geldern, Präsident des Bundesverbandes der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.
Auch die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME), eine Hirnhaut- oder Gehirn-Entzündung, wird durch Zeckenbisse verursacht. Auch FSME ist laut SDW nicht mehr auf den Frühsommer beschränkt. Bisher treten Zecken, die das Virus übertragen, hauptsächlich in den südlichen Landesteilen wie Baden-Württemberg und Bayern auf. Doch die Risikogebiete werden wegen der für Zecken günstigen Klimaerwärmung seit Jahren kontinuierlich größer. „Die infizierten Zecken sind auf dem Vormarsch weiter nach Norden“, erklärte SDW-Präsident Von Geldern. Forscher entdeckten sie bereits in Tschechien, Finnland und nur 200 Kilometer vor dem Polarkreis.

Mit der Auwaldzecke ist eine größere Zeckenart auf dem Vormarsch, die beim Hund die gefährliche Babesiose überträgt: Die Krankheit zerstört die roten Blutkörperchen und führt innerhalb weniger Tage nach dem Stich zum Tod. Die Auwaldzecke liebt feuchtere Gebiete wie Auwälder und Moore. Tierärzte raten Hundehaltern zu einem frühzeitigen Schutz durch Zeckenhalsbänder und speziellen Shampoos.
Spaziergängern raten die SDW-Experten, Gebüsch, Unterholz und hohe Gräser grundsätzlich zu meiden, wo die Zecken sitzen. Nach dem Spaziergang sollten sie zudem Kleidung und Körper absuchen. Hat sich eine Zecke in der Haut festgebissen, sollte sie innerhalb von zwölf Stunden entfernt werden, da das Infektionsrisiko mit der Saugdauer steigt. Die gesamte Zecke sollte vorsichtig herausgedreht und getötet werden, weil sie auch ohne Blut lange überleben kann.
AFP/OC

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